Sternmomente im Alltag der kirchlichen Sozialberatung
Frau N. (57) kam vor zehn Jahren als hochqualifizierte Fachkraft in die Schweiz. Nach längerer Suche hat sie endlich einen Arbeitsbereich gefunden, in dem sie sich wohlfühlt und der gut zu ihr passt. Damit sie im Unternehmen bleiben kann und bessere Chancen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt erhält, benötigt sie jedoch ein anerkanntes Branchenzertifikat. Die 2400 Franken dafür kann Frau N. nicht selbst aufbringen. Wir erstellen gemeinsam ein Budget. Am Ende übernimmt der Antoniusfonds unserer Kirchgemeinde einen grossen Teil der Ausbildungskosten.
Das Ehepaar X. stammt aus dem Irak, die zwei Töchter wurden in der Schweiz geboren wurden. Als die Familie wegen finanzieller Probleme in die Beratung kommt und Frau X. sagt, sie wolle besser Deutsch lernen, stellt sich heraus, dass sie Analphabetin ist. Mit Hilfe des Antoniusfonds, externen Spendengeldern, Bildungsgutscheinen und einem Eigenanteil hat Frau X. inzwischen verschiedene Kurse besucht – bis hin zum Deutschkurs in Pflege Niveau B1/B2, den sie aktuell belegt. Ihre Fortschritte sind enorm: Frau X. kommt jetzt alleine in die Beratung und benötigt keine Übersetzung mehr durch ihren Mann. Sie ist inzwischen sozial gut integriert und leistet in ihrem Alltag viel Freiwilligenarbeit: Nachbarschaftshilfe (einkaufen für ältere Nachbarn), Einsätze in einem Alters- und Pflegeheim und an einem kirchlichen Mittagstisch. Nächster Schritt ist eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Frau X möchte gerne in der Pflege arbeiten. Wir klären ab, was möglich ist, und bringen miteinander Wünsche und Realität in Einklang. Ziel bleibt die Berufsintegration.
«Wir klären ab, was möglich ist, und bringen miteinander Wünsche und Realität in Einklang. Ziel bleibt die Berufsintegration.»
Team der Sozialberatung der katholischen Kirche Stadt Luzern
Eine fünfköpfige Familie wendet sich an die Sozialberatung, weil sie mehr Wohnraum braucht. Trotz finanzieller Unsicherheit und offener Bewilligungsfragen ist es ihr gelungen, eine passende Wohnung zu finden. Wir helfen ihr, die notwendige finanzielle Unterstützung zu beantragen und die Bewilligung zu sichern. Gemeinsam können wir zudem Möbel organisieren, sodass jedes Familienmitglied, insbesondere die Kinder, ein eigenes Bett erhalten. Darüber hinaus erschliessen wir zahlreiche, der Familie noch unbekannte Hilfen: Prämienverbilligung, Betreuungsgutscheine für die Kinder und weitere Unterstützungsangebote. Das entlastet nicht nur das Budget, sondern stärkt auch die gesellschaftliche Teilhabe. Die Ehefrau kann dank dieser Entlastung regelmässiger einen Deutschkurs besuchen und ihre Sprachkenntnisse verbessern. Gleichzeitig wird der Vollzeit berufstätige Ehemann entlastet, was sich positiv auf das familiäre Zusammenleben auswirkt.
Frau J. ist eine junge Erwachsene, die mit vielen Lehrstellenabsagen umgehen muss. Trotz einiger Schnupperstellen findet sie keine Anstellung, weder für eine Lehre noch ein Praktikum. Ihre Motivation sinkt, und von Freude, einen Beruf zu suchen, ist wenig mehr zu spüren. Das zeigt sich auch in den Beratungsgesprächen. Passenderweise bietet sich zu diesem Zeitpunkt und durch den persönlichen Kontakt der Sozialarbeiterin in einem Büro die Möglichkeit, sich für ein befristetes Praktikum zu bewerben. Dieses absolviert Frau J. gerne. Sie erhält dadurch ein aktuelles und gutes Arbeitszeugnis, das sie im weiteren Bewerbungsprozess verwenden kann. Im Praktikum zeigt sich, dass Frau J. noch weitere Unterstützung bei der Stellensuche benötigt. Aus dem Grund nimmt sie parallel zur Stellensuche eine psychologische Begleitung in Anspruch. Sie ist inzwischen zuversichtlicher, dass für sie in der Zukunft eine längerfristige Anstellung in der Berufswelt möglich ist.