Beziehung / Partnerschaft

«Paargeschichten» oder: In der Geschichtenwerkstatt der Liebe

Zwei sitzen sich gegenüber und erzählen sich. Von der Liebe, vom Leben – ihre «Paargeschichten» eben. So heisst ein neues Projekt, an dem sich Luzern beteiligt. Am ersten Abend lernten zwei Handvoll Kirchenleute das Handwerkszeug dafür kennen. Und erfuhren: Zuhören ist Seelsorge.
Geschichten-Werkstatt in der Holzbau Tschopp AG in Hochdorf
Am «Paargeschichten»-Abend in der Werkstatt der Holzbau Tschopp AG in Hochdorf. Mark Riklin (links) leitete an, Jörg Wallimann begleitete am Schwyzerörgeli. | © 2022 Dominik Thali

Die zehn Frauen und Männer sassen an diesem Oktoberabend an einem ungewohnten Ort zusammen: in der Werkstatt der Tschopp Holzbau AG in Hochdorf. Bei den «Paargeschichten», einem Projekt der IG PEF (siehe Kasten), gehe es um Beziehung und Liebe; darum, gemeinsam am «Haus der Liebe» zu bauen, erklärte Thomas Villiger vom Fachbereich Pastoral dazu. Was er weiter mit «Seelsorge mal anders» zusammenfasst, meint: Seelsorgerinnen und Seelsorger gehen nicht als vermeintlich Wissende auf Menschen zu, sondern «aus tiefem Interesse an ihnen und ihren Lebenserfahrungen rund um die Partnerschaft». Matthias Koller, der das Projekt «Paargeschichten» leitet, umschreibt die Idee in einem Beitrag der Zeitschrift «Ernst» so: «Hört zu, lasst euch ein, erhebt nicht gleich den moralischen Zeigefinger. Die Menschen merken allermeist oft ganz genau, was klug, sorgfältig und angebracht für sich und die eigene Partnerschaft ist.»

Sich der eigenen Geschichte bewusst werden

Es geht also darum, Erzählräume zu schaffen. Zuzuhören. Und selbst zu lernen. Das probierten die Frauen und Männer an dem Abend in der Zimmerei jeweils zu zweit aus – ein «Experiment», meinte Villiger. Mark Riklin, der für die IG PEF das Projekt umsetzt, leitete die Gruppe an. Seine Erfahrung: Viele Menschen litten an einem «Geschichtenstau». Niemand höre ihnen zu. Dies habe mit Seelsorge zu tun. Das Erzählen mache die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen bewusst, das Zuhören könne Ermutigung, Trost oder Anregung sein, das Aufschreiben und Teilen schliesslich Dritten Stoff für die eigene Arbeit liefern – in der Seelsorge oder sonstwo. Spannend sei, meinte Riklin, dass sich Zuhörende wie Lesende «fast immer» in den Geschichten wiederfänden, die erzählt und aufgeschrieben werden. Die Geschichten, die an dem Abend schliesslich vorgelesen wurden, machten dies spürbar. «Omi-Gomfi» hiess die eine, «Pizza-Oase» eine andere.

Was nach dem Erzählen und Aufschreiben geschieht, ist offen. Die Erzähltandems können ihre gehörte Geschichte ins Reine schreiben und sich gegenseitig zustellen. Wer will, gibt sie – anonymisiert – für die Veröffentlichung auf paargeschichten.ch frei. «Verschenken wir unsere Geschichte, geht die Seelsorge weiter», sagte Villiger. Offen ist auch, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – alles in der Kirche tätige Menschen – mit dem Handwerkszeug machen, dass sie an dem Abend kennenlernten. Villiger lud sie ein, selbst im Rahmen ihrer Arbeit Geschichten zu sammeln. Er selbst wird voraussichtlich 2024 einen öffentlichen «Paargeschichten»-Abend durchführen.

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