Synode

Die Institution Kirche hat versagt

Benjamin Wigger, Susan Schärli-Habermacher

Jetzt brauche es grundlegende Veränderungen. Dies stellt die Geschäftsleitung der Synode* in einer Erklärung zur Missbrauchsstudie fest.
Symbolbild: Manuela Matt

Am 12. September 2023 wurde der Bericht zum «Pilotprojekt zur Geschichte sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts» vorgestellt. Die Geschäftsleitung der Synode der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern ist erschüttert und fassungslos über die Ergebnisse der Studie. Die Forschenden der Universität Zürich belegen über 1'000 Fälle sexueller Gewalt, welche Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensleute seit 1950 begangen haben. Den Betroffenen wurde dadurch unermessliches Leid zugefügt.

Verwerflich sind nicht nur die Taten an sich, sondern auch die Art und Weise, wie die Verantwortungsträger in der römisch-katholischen Kirche damit umgegangen sind. Die Taten wurden systematisch verschwiegen, vertuscht und verharmlost. Statt den Opfern zu helfen, wurden die Täter geschützt. Dies hat den Schmerz der Betroffenen noch zusätzlich verstärkt. Die Institution Kirche hat versagt.

Mit dem Pilotprojekt wurde ein erster Schritt zur Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels in der Geschichte der katholischen Kirche getan, weitere müssen nun folgen. Wir begrüssen deshalb die weitergehende Forschungsarbeit durch eine Hauptstudie, welche bereits in Auftrag gegeben wurde. Es braucht volle Transparenz. Die Geschehnisse müssen lückenlos aufgedeckt und die verantwortlichen Personen zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist das Mindeste, was wir für die Opfer von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche tun müssen. Es bleibt jedoch die Tatsache, dass geschehenes Unrecht damit nicht wieder gutgemacht werden kann.

Darüber hinaus muss die römisch-katholische Kirche in der Schweiz alles tun, um sexuellen Missbrauch im kirchlichen Umfeld künftig zu verhindern. Dies gilt sowohl für die pastorale wie auch die staatskirchenrechtliche Seite. Dazu braucht es grundlegende Veränderungen. Themen wie Machtstrukturen, Transparenz sowie unabhängige Untersuchungsbehörden, aber auch das Pflichtzölibat für Priester sowie die Gleichstellung der Geschlechter müssen jetzt dringend angegangen werden. Nicht im stillen Kämmerlein, sondern gemeinsam mit der kirchlichen Basis. Nur so kann es gelingen, ein Umfeld zu schaffen, in dem sexueller Missbrauch keinen Platz hat. Das ist zwingend notwendig, damit die katholische Kirche in der Schweiz ihre Glaubwürdigkeit wiedererlangt.

Im Namen der Geschäftsleitung der Synode

Benjamin Wigger, Präsident der Synode
Susan Schärli-Habermacher, Vizepräsidentin der Synode

*Die Geschäftsleitung der Synode setzt sich aus dem Präsidium sowie den Kommissions- und Fraktionspräsidien der Synode zusammen. Das Präsidium des Synodalrats sowie der Synodalverwalter nehmen mit beratender Stimme an den Sitzungen teil.

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