Menschen mit Behinderung | Religionsunterricht und Katechese

Eine Collage statt viele Bibelseiten

Der Heilpädagogische Religionsunterricht macht Glauben für Kinder und Jugendliche mit einer Beeinträchtigung erlebbar. Katechetin Theres Buob erklärt, worauf es dabei ankommt: Bilder sind wichtiger als Worte, erfahren kommt vor wissen. Der Rest ist oft eine Überraschung.
Wo fühlst du dich wohl? Reto und Alisha von der Heilpädagogischen Schule Sursee schneiden zu dieser Frage Bilder aus «Heftli» für eine Collage aus; HRU-Katechetin Theres Buob begleitet sie dabei. | © Dominik Thali

Als Theres Buob unlängst in einer Oberstufenklasse fragte, was Beten sei, antwortete ein Junge: Reden mit Gott. Er brachte auf den Punkt, worum es im Heilpädagogischen Religionsunterricht (HRU) geht: Auf das Wesentliche kommen. Und: Die Themen sind im HRU zwar weitgehend die gleichen wie im Religionsunterricht an der Regelschule. Aber sie müssen elementarisiert und erlebbar gemacht werden.

Vorbereitet sein – und spontan

Buob ist seit 13 Jahren Katechetin, vor zwei Jahren schloss sie die ökumenische Zusatzausbildung für den heilpädagogischen Religionsunterricht ab (siehe Kasten). An diesem Nachmittag geht es in ihrer Oberstufenklasse an der Heilpädagogischen Schule Sursee um das Buch Rut aus dem Ersten Testament: Heimat, Freundschaft, Aufbruch und Nähe Gottes sind Stichworte dazu. Doch sie fallen in dieser Stunde nicht. Statt dessen fragt Buob die Jugendlichen, wo und bei wem sie sich wohlfühlen, legt Bilder auf den Tisch und lässt sie eine Collage kleben. In der nächsten Lektion werden die Jugendlichen Papierfüsse bemalen oder beschriften, um sich dabei bewusst zu werden, was sie fühlen, wenn sie an ihren Zukunftsweg denken. «Es braucht im HRU Bilder, damit die Kinder und Jugendlichen sehen, was gemeint ist», erklärt Buob. «Man kann nicht einfach über ein Thema sprechen und Arbeitsaufträge erteilen.»

«Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung sind offen für religiöse Themen und nehmen vieles schneller und intensiver wahr als wir.»

Yvonne Rihm

Die Vorbereitung der Lektionen sei entsprechend umfangreich, räumt Buob ein. «Aber zugleich weiss man nie, was kommt.» Sie deutet damit an, dass ihre Schüler:innen einerseits Lebensfreude zeigen, wenn es ihnen gut geht, aber auch schlechte Laune, wenn ihnen etwas nicht passt. Zugleich muss die HRU-Katechetin – oft unterstützt von einer Klassenassistenz – mit verschiedenen Beeinträchtigungen umgehen können.

Doch über alles zählt für Buob das, was Yvonne Rihm, verantwortlich für den HRU und Integration im Kanton Luzern, so beschreibt: «Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung sind spontan. Das ist erfrischend. Sie sind offen für religiöse Themen und nehmen vieles schneller und intensiver wahr als wir.»

Grundlage auch für eine integrative Regelschule

Theres Buob unterrichtet auch an einer Regelschule. Die Zusatzausbildung, ökumenisch ausgerichtet, vermittelt auch die Grundlagen für eine inklusive Religionspädagogik in Pfarreien und Kirchgemeinden. Ohnehin bereiten die HRU-Katechetinnen – es sind neun Frauen im ganzen Kanton – Kinder und Jugendliche nicht nur an den Heilpädagogischen Schulen auf die Erstkommunion, Firmung oder Konfirmation vor, sie unterstützen die Integration auch am Wohnort.

Nächste Zusatzausbildung beginnt im Januar 2026

Die ökumenische Zusatzausbildung für den heilpädagogischen Religionsunterricht richtet sich an Religionslehrpersonen mit Berufserfahrung. Der nächste Lehrgang beginnt im Januar 2026 und dauert elf Monate. Er umfasst 200 Lernstunden, verteilt auf 14 Tage, darin inbegriffen sind acht Praktikumslektionen. Interessierte können auch nur die drei Grundmodule ohne Praktikum und Abschlussprüfung besuchen.

Anmeldeschluss ist der 15. September. Interessierte aus dem Kanton Luzern richten sich an Yvonne Rihm, verantwortlich für den heilpädagogischen Religionsunterricht der kath. Kirche im Kanton Luzern.

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