Kirchliche Behörden | Synode

Die Finanzlage ist gut, aber der Boden erodiert

Synodalrat will Studie in Auftrag geben

Die Landeskirche rechnet bis 2030 – so weit plant sie – mit Mehrerträgen. Darüber hinaus ist vieles offen. Der Synodalrat will deshalb eine Finanzanalyse in Auftrag geben und Zukunfts­szenarien aufzeigen. Mit Grund, denn die Statistik zeigt schon heute: Der Boden erodiert.
Die Grafik zeigt: Der Anteil Katholik:innen an der Gesamtbevölkerung wird auch im Kanton Luzern kleiner. Und er überaltert langsam, aber stetig. | Quelle: lustat.ch, Grafik: Beate Lüsch

Die nächsten fünf Jahre erwartet die Landeskirche Überschüsse von je rund einer Million Franken. Die Finanzlage sei aktuell gut, hält der Synodalrat in seinem aktuellen Aufgaben- und Finanzplan fest. Gleichzeitig bleibe die Entwicklung «schwer abschätzbar»: Die Kirchenaustritte halten an, globale Ereignisse können die Einnahmen der Kirchgemeinden beeinflussen. 

Der Synodalrat hat deshalb 25'000 Franken ins Budget 2026 aufgenommen, mit denen er eine Studie erstellen lassen will. Arbeitstitel: «Finanzarchitektur Landeskirche Luzern – Analyse, Wirkungsbilanz und Optimierungsbericht». Ziel: Den Umgang mit Rechnungsüberschüssen klären, ein zweckorientiertes, solidarisches und konjunkturstabiles Modell erarbeiten.

Das Ende der Nachwuchskirche

«Umgang mit Rechnungsüberschüssen klären»: Diese Formulierung weist darauf hin, dass Luzern zu den wohlhabenden Kantonen innerhalb der katholischen Kirche Schweiz gehört. Doch die Überschüsse der letzten Jahre sind vor allem auf die gute Wirtschaftslage und damit die Kirchensteuern der juristischen Personen zurückzuführen. Diese machen inzwischen rund 30 Prozent der Steuereinahmen der Luzerner Kirchgemeinden insgesamt aus. Dass dies so weitergeht, ist fraglich. Schon im Januar 2022 hielten die katholische und reformierte Kirche Schweiz in ihrer Studie «Zukunft Kirchenfinanzen» fest: «Ab 2030 kann der Rückgang der Steuern von natürlichen Personen nicht mehr durch weiter steigende Steuern juristischer Personen kompensiert werden.»

««Sterbende Mitgliedergenerationen werden nicht mehr durch Taufzahlen ausgeglichen.»»

Arnd Bünker, Leiter SPI

Diese Prognose untermauern die neuesten Zahlen zur Kirchenstatistik Schweiz, die im September veröffentlicht wurden. Bemerkenswert: Die Kirchenaustritte machen sich zwar zunehmend bemerkbar, aber noch viel stärker auf den Mitgliederrückgang wirkt sich aus, was Arnd Bünker als «das Ende der Nachwuchskirche» bezeichnet. Bünker leitet das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI), das die Kirchenstatistik für die katholische und reformierte Kirche Schweiz führt. Mit «Nachwuchskirche» meint er das frühere Erneuerungsmodell, bei dem sterbende Mitgliedergenerationen durch Taufzahlen ausgeglichen und die Kinder und Jugendlichen durch religiöse Erziehung begleitet wurden.

Die Zahlen: In der katholischen Kirche Schweiz wurden 2024 13 548 Menschen getauft, 10 Prozent weniger als im Vorjahr, 35 Prozent weniger als vor zehn Jahren. Der Kanton Luzern mit einem Katholik:innenanteil von 49,5 Prozent (Stand Ende 2024) liegt über dem Schnitt. Hier wurden im vergangenen Jahr 1368 Menschen getauft, gut 17 Prozent weniger als im Vorjahr und gut 33 Prozent weniger als 2014.
 

Nur jedes vierte Kind wird getauft

Der negative Generationensaldo  lässt sich zusätzlich an einem Vergleich festmachen: In der Schweiz gab es im vergangenen Jahr 78 256 Geburten. Die Taufquote betrug nur 26,4 Prozent, obwohl der Anteil der Kirchenmitglieder an der Gesamtbevölkerung – katholisch und reformiert – gemeinsam bei etwa 50 Prozent lag. «Darin zeigt sich der starke Abbruch der familiären Weitergabe von Glauben und Kirchenbindung», sagt Bünker.

Die Zahlen aus dem Kanton Luzern untermauern diese Aussage. In der Altergruppe «65 plus» steigt der Anteil Katholik:innen an der Bevölkerung, in den jüngeren Altersgruppen sinkt er. Mit anderen Worten: Die Mitglieder werden immer älter und sterben weg, es kommen weniger jüngere nach.

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