Kirchliche Behörden

Den Kontakt mit der Wirtschaft pflegen

15 Prozent der Kirchensteuer-Einnahmen stammen von juristischen Personen. Eine Umfrage zeigt: Erst wenige Kirchgemeinden stehen mit den Unternehmen und Gewerbebetrieben in regelmässigem Kontakt. Dabei wird Lobbyarbeit in diesem Bereich immer wichtiger.
Kirchplatz Sempach, rechts die Front der Pfarrkirche
Die Pfarrkirche Sempach. Kirchen prägen in Dörfern und Städten das Ortsbild. Die Kirchensteuern der Unternehmen helfen mit, sie als Kulturgüter für die Gesellschaft zu erhalten. | © Gregor Gander

Erklären, wofür die Kirchensteuern verwendet werden; aufzeigen, welche Rolle und Verantwortung die Kirche in der Gesellschaft übernimmt: Mit dieser Absicht lancierte die katholische Kirche im Kanton Luzern vor gut zwei Jahren die Kampagne «Kirchensteuern sei Dank».

Ein Augenmerk richtet sie dabei auch auf die juristischen Personen. Denn 15 Prozent der gesamten Kirchensteuereinnahmen stammen von diesen. Das Geld aus der Wirtschaft darf von Gesetzes wegen nur für soziale und kulturelle Zwecke verwendet werden. Die Kirchensteuerpflicht für juristische Personen wird freilich immer wieder in Frage gestellt – wie jüngst im Kanton Schwyz, wo der Kantonsrat im Mai aber einen entsprechenden Vorstoss ablehnte. «Jedoch nicht mehr so deutlich wie auch schon», wie Synodalverwalter Edi Wigger feststellt.

«Die Kirchen finanzieren damit viele Dienstleistungen und entlasten so den Staat.»

Sandra Huber, Synodalrätin

Politik stellt Steuerpflicht in Frage

An der Synodesession vom 17. Mai verknüpfte Michael Marti, Verfasser der im Januar 2022 erschienen Ecoplan-Studie «Zukunft der Kirchenfinanzen», diese Aussage mit den sinkenden Mitgliederzahlen. Ab etwa 2025 sind laut der Studie nurmehr weniger als die Hälfte der Bevölkerung Mitglied einer der grossen Landeskirchen. «Diese Entwicklung ist der zentrale Treiber», sagte Marti. Je tiefer der Mitgliederanteil sinke, desto eher würden die Steuerpflicht von juristischen Personen und Staatsbeiträge hinterfragt. Für die Kirchen ist es deshalb wichtig, den Kontakt mit der Wirtschaft zu pflegen und ihr den Nutzen ihrer Steuern aufzuzeigen. «Die Kirchen finanzieren damit viele Dienstleistungen und entlasten so den Staat», sagt Synodalrätin Sandra Huber, Projektleiterin von «Kirchensteuern sei Dank». «Davon profitierten auch die Unternehmen.»

Diese Haltung setzt sich vor Ort nur langsam durch. In einer Umfrage der Landeskirche, die 63 der 81 Kirchgemeinden beantworteten, gaben erst acht an, mit Unternehmen und Gewerbe in regelmässigem Austausch zu stehen. 13 Kirchgemeinden erklärten, sie würden dies gerne tun, es fehlten aber die Mittel dafür. «Das Thema ist wichtig, wir werden uns damit auseinandersetzen», sagt etwa Erika Stadelmann, Präsidentin der Kirchgemeinde Aesch-Mosen.

Versammlungsteilnahmen und Apéros 

Dabei lässt sich schon mit wenig Aufwand viel erreichen. In Buchrain und Inwil etwa nimmt eine Vertretung des Kirchenrats an der Generalversammlung des Gewerbevereins teil. Müswangen lädt alle zwei Jahre zu einem Dankesanlass ein. In Geuensee wiederum bittet die Kirche zusammen mit der Gemeinde und dem Unternehmensnetzwerk jeweils zum Neujahrsapéro. Die grosse Kirchgemeinde Luzern schliesslich bedankt sich einmal jährlich bei den 500 wichtigsten juristischen Steuerzahlenden schriftlich.

Vorab kleine Kirchgemeinden pflegen den Kontakt zur Wirtschaft beiläufig im Alltag. Zwei Mitglieder des Rats seien selbst Gewerbetreibende, sagt etwa der Entlebucher Kirchgemeindepräsident Pius Hofstetter. Die Neuenkircher Kirchmeierin 
Michelle Stadelmann erklärt manches über die Auftragsvergabe an einheimische Betriebe. In Hasle schliesslich sagt Präsidentin Monika Bieri: «Wir sind ein kleines Dorf, in dem man sich kennt. Hier findet der Austausch oft an einem Anlass oder bei der Arbeit statt.»

Die Kontaktpflege zu den juristischen Kirchensteuer-Pflichtigen bleibt ein wichtiges Traktandum in der Projektgruppe «Kirchensteuern sei Dank». Mit der Umfrage befasst sich auch der Synodalrat. Er will sie an seinem nächsten Treffen mit den Verbänden der Kirchgemeindepräsidien sowie der Kirchmeierinnen und Kirchmeier zum Thema machen.

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