Küche und Service sind Lernorte, an denen Jugendliche mit schulischen Schwierigkeiten leicht Selbstvertrauen schöpfen können. Wie Lorenzo Geissbühler, der bei der Caritas Luzern die Attestlehre als Restaurationsfachmann macht.
«In der Gastronomie kann jemand
vom ersten Tag an mitarbeiten, ohne sich erst lange eine bestimmte Fertigkeit
aneignen zu müssen, etwa um eine Maschine bedienen zu können», sagt René Küng,
Leiter Gastro der Caritas Luzern. «Das motiviert, gibt Selbstvertrauen und
stärkt für den nächsten Schritt.»
Lorenzo Geissbühler hat schon viele solcher Schritte geschafft, seit er im Oktober vergangenen Jahres, bei der Eröffnung des Caritas-Restaurants Brünig, die zweijährige Attestlehre als Restaurationsfachmann begann. «Inzwischen macht er schon alles allein, bis zum Abrechnen», lobt ihn seine Betreuerin, Mirela Kovacevic.
Alles: Das ist viel; fängt an, bevor jemand sich zu Tisch setzt, mit dem Aufdecken, und endet mit der Verabschiedung. Für das Dazwischen ist manches im Kopf zu speichern: Menüs, Weinkarte, Herkunft von Speisen, Zubereitungsarten und und und. Dabei hat Geissbühler Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken. «Ich kann mich schlecht konzentrieren», erklärt er. Und weiss aber, dass das Auswendig-lernen allein seine Sache ist: «Manchmal bin ich eben einfach zu faul.»
Nicht Angestellter bleiben
Gleichwohl: Sein Ehrgeiz ist
gross. «Ich möchte nicht mein Leben lang Angestellter bleiben», stellt der
junge Mann klar. Das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) nachholen, sich
betriebswirtschaftlich weiterbilden, einen eigenen Betrieb führen – «auf der faulen
Haut liegen» sei nicht sein Ding, meint Geissbühler, der gute Voraussetzungen
mitbringt, seine Ziele auch zu erreichen. Er hat schon eine Attestlehre als
Hotellerieangestellter abgeschlossen. «Am liebsten bediene ich Gäste», sagt er.
Lorenzo Geissbühlers Pläne
bestätigen, was Mirela Kovacevic sagt: «Es gibt so viele Möglichkeiten nach
einer Ausbildung in der Gastronomie.» Sie wolle Jugendlichen, «die sonst auf
dem Lehrstellenmarkt keine Chance haben», schmackhaft machen, wie schön ihr
Beruf sei. Kovacevic ist selbst gelernte Restaurationsfachfrau und als
Berufsbildnerin verantwortlich für die Betreuung der Lernenden im Restaurant
Brünig.
Dies sind zurzeit vier, ab August
werden es sieben sein, darunter eine junge, alleinerziehende Mutter, welche die
Ausbildung in einem 90-Prozent-Pensum absolvieren kann. Das «Brünig», das
neuste Caritas-Restaurant, ist wie die anderen beiden Betriebe ein soziales
Projekt, das unter anderem Jugendlichen mit wenig Aussichten auf eine
herkömmliche Lehrstelle eine Ausbildung mit Perspektiven bieten will. Daneben
arbeiten hier Stellensuchende aus den Arbeitsintegrationsprogrammen der
Caritas. Sie stärken während des Einsatzes ihre Kenntnisse und Fähigkeiten, um
wieder im ersten Arbeitsmarkt Fuss fassen zu können.
«Anspruchsvoll, aber auch motivierend»
Perspektiven bieten: Das ist auch das wichtigste Anliegen anderer Anbieter auf dem sozialen Arbeitsmarkt. Weil die Gastronomie dafür gute Voraussetzungen bietet, tummeln sich auf diesem Feld viele Unternehmen, die sich auf dem Platz Luzern aber gut ergänzen. «Plätze in der Gastronomie sind anspruchsvoll, aber gleichzeitig auch motivierend. Das Gemachte ist erkennbar, die Arbeitsauslastung ist hoch. Und von den Kundinnen und Kunden gibts direkte, im Idealfall positive Rückmeldungen», sagt zum Beispiel Gabie Burkhard, Leiterin des Geschäftsfelds Gastronomie der IG Arbeit. So gemachte Erfahrung führt häufig zum Erfolg, das bestätigen auch andere soziale Unternehmen. Mehr als die Hälfte etwa der Frauen und Männer, die im Restaurant Libelle des Arbeiterhilfswerks das sechsmonatige Qualifizierungsprogramm durchlaufen, finden danach laut Geschäftsführerin Franziska Kramer eine Stelle im regulären Arbeitsmarkt.
Dominik Thali
Caritas Luzern bietet Attestlehrstellen nicht nur in der Gastronomie an, sondern auch im Detailhandel, in der Hauswirtschaft, Schreinerei, Logisitik und im Büro.
Im Kanton Luzern, vor allem in der Stadt, bieten neun soziale Unternehmen Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Gastronomie an.
Caritas Luzern: Restaurants A15 und Brünig in Luzern, und G10 in Littau, 7 Ausbildungsplätze für Restaurationsfachleute und Küchenangestellte
Wärchbrogg Luzern: Restaurant Quai4; Alpenquai 4; ab Dezember Bistro in der Zentralbibliothek; 20 geschützte Arbeitsplätze in Küche und Service, weitere 8 später im Bistro; 3 Stellen als Arbeitstraining der IV
Jugenddorf Knutwil: Schnupper- und Arbeitseinsätze in Küche und Catering für Jugendliche aus den internen Programmen Beobachtungsstation, Schule und Berufsfindung; zusätzlich drei Ausbildungsplätze als Koch EFZ, Küchenangestellter EBA und/oder Praktiker PrA Küche nach INSOS
IG Arbeit: 7 gastronomische Betriebe plus Catering (Bistro EssWerk, Produktionsküche, Seminarhotel RomeroHaus, Mensa EssSenti, Nylon 7 Viscosistadt, Tramhüsli Emmenbrücke, städtisches Personalrestaurant Salü), 105 geschützte Arbeitsplätze (rund 210 Personen), 30 Dauerarbeitsplätze sowie rund 90 Abklärungs-, Ausbildungs- und Trainingsplätze intern in den eigenen Betrieben und bei Arbeitgebern in der freien Wirtschaft
Verein Kirchliche Gassenarbeit: Catering-Angebot Mundwerk, Stundeneinsätze für registrierte Klientinnen/Klienten, keine integrativen Arbeitsplätze
Schweizerisches Arbeiterhilfswerk (SAH): Restaurant Libelle, Luzern; 22 Plätze im sechsmonatigen Qualifizierungsprogramm, 1 bis 2 Abklärungsplätze, 5 Plätze im Job-Coaching nach Stellenantritt im regulären Arbeitsmarkt, 10 Plätze im sechsmonatigen Qualifizierungskurs für Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene
Verein «The Büez»: Hotel-Restaurant Sonnenberg Kriens, Arbeitstrainings primär für qualifizierte Personen, die vorübergehend den Anschluss ans Berufsleben verloren haben
Stiftung Brändi: 3 Restaurants (Rubinette in Horw, Cayenne und Bison in Sursee); neben der Voll-Ausbildung Koch/Köchin EFZ (3 Jahre) Ausbildungsplätze für Küchenangestellte/Küchenangestellter EBA (2 Jahre), Praktikerin/Praktiker PrA Küche (2 Jahre) sowie Plätze für Abklärung (3 Monate), Schnupperlehren (3 Wochen) und Schnuppertage (bis 5 Tage)