■ 15.05.2019
«Das dauert leider Gottes sehr lang»: Bischof Felix Gmür bei seinem Austausch mit der Luzerner Synode; neben ihm Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler. | © 2019 Roberto Conciatori
Das Zölibat abschaffen? «Von mir aus ja», sagte Bischof Felix Gmür vor der Luzerner Synode an deren Session vom 15. Mai. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz äusserte sich vor dem Kirchenparlament offen, legte aber auch dar, wie weit Meinungen und Möglichkeiten in der Weltkirche auseinandergehen. Etwa in der Missbrauchsbekämpfung oder Gleichberechtigung.
«Einer sagte, in seinem Land sei es ein Tabu, über Sexualität zu reden, ein noch grösseres über Missbrauch und erst recht, über Missbrauch in der Kirche. Für einige Teilnehmer war das Thema überhaupt vollkommen neu»: So fasste Bischof Gmür zusammen, was er an der Konferenz der Versammlung der Präsidenten der nationalen Bischofskonferenzen in Rom vom Februar zum Thema Missbrauch und Schutz von Minderjährigen erlebt hatte: Die gesellschaftlichen Normen sind weltweit unterschiedlich, Staat und Justiz längst nicht überall Garanten für Menschenrechte. «Was ist, wenn das staatliche Recht es nicht vorsieht, dass Missbrauch ein Verbrechen ist oder es keine staatlichen Einrichtungen gibt, die ein faires Verfahren garantieren können?», fragte Gmür. Ein anderes Beispiel: «Der Vertreter des Iran in meiner Gruppe meinte: Wenn der Papst sagt, das Schutzalter sei 18, dann nützt das uns nichts, denn in unserem Land kann man mit 12 heiraten.»
In der katholischen Kirche in der Schweiz gibt
es seit 2002 Richtlinien zum Umgang mit sexuellen Übergriffen; hier gab es laut
Gmür seit 1991 nur zehn gemeldete Missbrauchsfälle im kirchlichen Umfeld. Im
März hat die Bischofskonferenz die Richtlinien weiter verschärft. Neu müssen
alle Personen, die im Auftrag eines Bischof oder Ordensoberen tätig sind, einen
Strafregisterauszug und Sonderprivatauszug vorlegen. Das Bistum Basel verlangt
für sein Personal diese Auszüge bis Ende September. Zudem erstattet die Kirche
neu bei Verdacht auf ein Offizialdelikt auch gegen den Willen eines Opfers Anzeige:
«Weil eine Straftat aufgeklärt werden und es keine weiteren Opfer geben soll.»
«Das dauert leider Gottes sehr lang»
In seinen Antworten auf Fragen zum Zölibat und zur Gleichberechtigung der Frauen wog Felix Gmür lokale Forderungen gegen die weltkirchlichen Gegebenheiten ab – und liess dabei durchblicken, wo sein Herz schlägt. «Von mir aus schon», meinte er etwa zur Abschaffung des Zölibats. Und räumte jedoch ein: «Das dauert leider Gottes sehr lang. Ich kann verstehen, wenn jemand sagt: zu lang. Ich weiss nicht, ob ich es noch erlebe.» Ausnahmeregelungen wolle er aber nicht, und anderswo auf der Welt seien das Zölibat oder die Weihe von Frauen eben «gar keine Frage».
Und weiter: In der Schweiz könnten die Frauen «mit entsprechenden Kompetenzen» heute jede Stellung einnehmen, die nicht an eine Weihe gebunden sei. Mehr gehe nicht, er könne nicht von der Weihe dispensieren: «Wir stossen an eine Grenze, und es ist schmerzlich, das zu spüren.» Felix Gmür verwies auf «Rom», das derzeit prüfe, ob Frauen Diakoninnen werden könnten. Weil es weltkirchlich einfacher sei, etwas einzuführen, das es schon einmal gegeben habe, suche man nach entsprechenden Belegen. Er vertraue da lieber auf den heiligen Geist: «Es gibt genug Beispiele, dass dieser Geist auch Neues angestossen hat. Man soll zwar aus der Geschichte lernen, aber auch nach vorne schauen.»
Rechnung
mit Überschuss genehmigt
Hauptgeschäft auf der Traktandenliste der
Frühjahrssession war die Rechnung 2018 der Landeskirche. Die Synode genehmigte
sie nach dem Bischofsbesuch ohne Wortmeldungen. Bei einem Budget von rund 10
Millionen Franken hatte der Synodalrat mit einem Plus von knapp 550‘000 Franken
gerechnet, unter dem Strich blieben am Ende 1,53 Millionen Franken. Die
Rechnung schloss damit 2018 zum vierten Mal in Folge viel besser ab als
veranschlagt. Gründe dafür sind vor allem höhere Steuereinnahmen der
Kirchgemeinden und tiefere Zahlungen in den Lastenausgleich.
Der Synodalrat beantragte, vom Gewinn unter anderem 400’000 Franken den Kirchgemeinden zurückzuerstatten, 500’000 als Arbeitgeberreserve für die Pensionskasse beiseite zu legen und mit 488’000 Franken das Eigenkapital weiter zu äufnen. Die flüssigen Mittel sollten mittelfristig auf einen Jahresumsatz klettern. «Es werden wieder schlechtere Jahre kommen. Dann möchten wir nicht gleich den Beitragssatz der Kirchgemeinden erhöhen oder den Lastenausgleich kürzen müssen», sagte der finanzverantwortliche Synodalrat Armin Suppiger (Luzern)
Ausserdem
hat die Synode…
- in einer Schweigeminute ihrer kürzlich verstorbenen Mitglieder Helen Bernet (Luthern) und Patrik Gassner (Luzern) gedacht.
- P. Josef Knupp (Beromünster) und Sandra Odermatt-Portmann (Willisau) als neue Mitglieder vereidigt.
- Rosmarie Wagner (Zell) in die Kommssion Seelsorge-Bildung gewählt.
- die Jahres- und Rechenschaftsberichte der Kommissionen und des Synodalrats zur Kenntnis genommen.
Sandra Odermatt-Portmann (Willisau) und P. Josef Knupp (Beromünster) wurden als neue Mitglieder von Präsidentin Ursula Hüsler vereidigt. | © 2019 Dominik Thali
Bischof Felix Gmür und Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler (vorne), hinten Marlene Emmenegger (Schüpfheim), Synodalverwalter Edi Wigger, Präsidentin Ursula Hüsler, Vizepräsident Martin Barmettler, Bernadette Bircher.| © 2019 Roberto Conciatori
Erich Hausheer (Rain) und Karin Bienz-Engeler (Ballwil). | © 2019 Dominik Thali
Bischof Felix Gmür, Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler.| © 2019 Roberto Conciatori
Bischof Felix Gmür neben Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler und Vizepräsident Markus Müller. | © 2019 Roberto Conciatori
Bischof Felix Gmür.| © 2019 Roberto Conciatori
Thomas Huber (Buchrain), Synodalrat Thomas Räber, Synodalrätin Olivia Portmann.| © 2019 Roberto Conciatori
Der pinke Punkt wies auf den «Frauen*KirchenStreik» vom 14.-16. Juni 2019 hin, den die Landeskirche unterstützt.| © 2019 Roberto Conciatori
Sandra Galliker (links) und Iva Boutellier (beide Luzern).| © 2019 Roberto Conciatori
Benjamin Wigger (Marbach), links Blanca Blaser (Sörenberg), rechts Gabriela Müller (Ebnet) und Urs Corradini (Schüpfheim) | © 2019 Roberto Conciatori
Applaus für den Bischof. In der vordersten Reihe: Bischofsvikar Hanspeter Wasmer, Synodalrätin Renata Asal-Steger, Synodalrätin Brigitte Glur-Schüpfer. | © 2019 Roberto Conciatori
Bernadette Bircher (Luzern), Bischof Felix Gmür. | © 2019 Roberto Conciatori
Synodalrätin Renata Asal-Steger, Synodalrat Markus Müller, Bischof Felix Gmür. | © 2019 Roberto Conciatori
Bischof Felix Gmür mit Monika Emmenegger (Hildisrieden), Präsidentin der Fraktion Hochdorf. | © 2019 Dominik Thali
Bischof Felix Gmür mit Hugo Jung (Eschenbach, links) und Erich Hausheer (Rain). | © 2019 Dominik Thali
Der Bischof mit Susan Schärli (Beromünster) und Andreas Niederberger (Luzern). | © 2019 Dominik Thali
Rupert Lieb (Meggen), Peter Kaufmann (Buchrain).| © 2019 Roberto Conciatori
Synodepräsidentin Ursula Hüsler (Kriens), Vizepräsident Martin Barmettler (Willisau). | © 2019 Roberto Conciatori
Bischof Felix Gmür, Michael Brauchart (Weggis). | © 2019 Roberto Conciatori
Bernadette Bircher (Luzern), David Rüegsegger (Rothenburg), Thomas Schmid (Egolzwil), Bischof Felix Gmür. | © 2019 Roberto Conciatori