Kommunikation

kirchensteuern-sei-dank.ch oder: eine kirchliche Gesamtschau, online

Wofür werden die Kirchensteuern verwendet? Die katholische Kirche im Kanton Luzern zeigt mit einer neuen Website auf, wie vielfältig ihre Leistungen für die Gesellschaft sind. Dass viele davon nicht wissen, ist mit ein Grund für die steigende Anzahl Kirchenaustritte.
Ihr Geld bleibt in der Region.
Ihr Geld bleibt in der Region. kirchensteuern-sei-dank.ch

«Die Leute meinen oft, dass die Kirchensteuern nur für den Pfarrer und den Papst gebraucht werden», weiss Evelyne Huber *, Kirchgemeindepräsidentin von Willisau, aus Erfahrung. Synodalverwalter Edi Wigger stellt fest, dass «die meisten nur die Gottesdienste mit der Kirche in Verbindung bringen». Sandra Enzmann wiederum, Kirchmeierin von Eschenbach, staunt, wenn mitunter sogar Kirchenchormitglieder oder solche aus dem Frauengemeinschafts-Vorstand aus der Kirche austreten. Susanna Bertschmann schliesslich, Präsidentin der Kirchgemeinde Luzern, vermutet, dass das «Nichtwissen um das breite Leistungsangebot der Kirche insbesondere im sozialen Bereich» der Grund für zumindest einen Teil der Austritte sei.

Geld mit Mehrwert

Hier setzt die Website kirchensteuern-sei-dank.ch an, die am 8. März aufgeschaltet wurde. «Sie zeigt auf, wo überall Kirche enthalten ist», fasst Synodalrätin Sandra Huber zusammen, «und macht zum Beispiel klar, dass 93 Prozent der Kirchensteuern vor Ort verwendet werden.» Kirchensteuern-sei-dank.ch lädt spielerisch dazu ein, den Kanton Luzern aus Kirchensicht zu entdecken. «Um festzustellen, welchen Mehrwert mein Kirchensteuergeld in meiner Gemeinde und Region schafft», sagt Synodepräsident Martin Barmettler.

Gestaunt über die Vielfalt

Wer auf eine der vielen Illustrationen klickt, erfährt etwa, wie die Kirche junge Menschen unterstützt, wie sie sich in der Altersarbeit einsetzt, die Kultur fördert oder Baudenkmäler pflegt. «Ich habe selbst gestaunt, wie gross die Vielfalt ist», sagt Gregor Gander. Er leitet die Fachbereiche der Landeskirche und hat mit Dominik Thali vom Fachbereich Kommunikation bei allen Kirchgemeinden und Pastoralräumen die Daten für kirchensteuern-sei-dank.ch zusammengetragen. Das Ergebnis der monatelangen Arbeit: Eine Tabelle mit etwa 1500 Zeilen. Daraus wurden jene Angebote gefiltert, die nun als repräsentative, breite Auswahl auf der Online-Karte mit den genauen Koordinaten verortet sind – vom «Kafi Sorgenfrei» in Schongau bis zu den «Minis» in Sörenberg. Links führen zu weiteren Informationen.

Herausgekommen ist damit eine Gesamtschau so bunt, wie das Kirchenleben selbst: «Das macht neugierig und lädt zum Entdecken ein», freut sich Bischofsvikar Hanspeter Wasmer. Adrian Wicki, Leiter des Pastoralraums Region Werthenstein, knüpft hier an: «Es ist gut, in den Blick zu bekommen, was man mit der eigenen Kirchensteuer für viele Menschen ermöglicht. Viele fragen sich ja nur: ‹Was bringt das mir?›, wenn sie über ihre Kirchenmitgliedschaft nachdenken.»

Erneut mehr Kirchenaustritte

Die steigende Anzahl Kirchenaustritte gefährdet mittelfristig freilich manches kirchliche Angebot. Den Kirchgemeinden brechen die Einnahmen weg. Susanna Bertschmann sorgt sich besonders darüber, dass letztes Jahr gut zwei Drittel der Austretenden 40 Jahre und jünger waren. Dabei hätten auch junge Menschen spirituelle Bedürfnisse, meint Bertschmann. «Aber vielen scheint die Kirche eine weltfremde und verstaubte Institution von gestern zu sein.» Im Kanton Luzern traten im vergangenenen Jahr gut 3700 Personen aus der katholischen Kirche aus, das waren etwa 450 mehr als 2019.

Was tun? Mehr darüber reden, was wir Gutes tun, lautet der Tenor. «Kirchensteuern sei Dank» schaffe auch Transparenz, sagt Sandra Huber. «Wer Bescheid weiss, sieht auch die Folgen sinkender Kirchensteuer-Einnahmen.» Damit ist freilich ein hoher Anspruch verknüpft. Edi Wigger räumt ein: «Gegensteuer zu geben ist schwierig.» Mit der neuen Website rufe die Kirche jedoch zur Solidarität auf. «Vielleicht steigt dadurch die Hemmschwelle, auszutreten. Für Leistungen, die alle schätzen, sollen doch auch alle gemeinsam zahlen.»

«Alle müssen am gleichen Strick ziehen»

Allerdings: Der Trend, der Kirche den Rücken zu kehren, lasse sich kaum umkehren, sondern «im allerbesten Fall» (Bertschmann) nur aufhalten. «Kirchensteuern sei Dank» sei auf diesem Weg «ein Puzzleteil unter vielen für eine glaubwürdige Kirche», sagt Urs Brunner, Seelsorger in den Luzerner Pfarreien St. Michael und St. Anton.

Wichtig sei, «dass alle am gleichen Strick» ziehen, wie Gregor Gander sagt. «Wir wollen zeigen, wie viel in unserer Kirche lebt.» Aber dafür brauche es «uns alle» als Botschafterin und Botschafter.

* Mitglieder der Projektgruppe für «Kirchensteuern sei Dank»: Sandra Huber (Synodalrätin, Leitung), Edi Wigger (Synodalverwalter), Gregor Gander (Leiter Fachbereiche) Fleur Budry und Dominik Thali (Fachbereich Kommunikation). – Mitglieder Begleitgruppe: Martin Barmettler (Synodepräsident), Susanna Bertschmann (Kirchgemeindepräsidentin, Luzern), Sandra Enzmann (Kirchmeierin, Eschenbach), Priska Heer (Kirchmeierin, Hitzkirch), Evelyne Huber (Kirchgemeindepräsidentin, Willisau), Urs Brunner (Pfarreiseelsorger, Luzern), Rafal Lupa (Leitender Priester Pastoralraum Luzern

Idee aus St. Gallen, auch Aargau zieht nach

Printscreen der Startseite kirchensteuern-sei-dank.ch (13.07.2023)

Die Website kirchensteuern-sei-dank.ch zeigt auf, welche Leistungen die Kirche erbringt. Auf einer interaktiven Karte können die Informationen nach Themen und Orten abgerufen werden. Der Kanton St. Gallen setzte die Idee dazu mit der Agentur ff-graphics.ch um und schaltete kirchensteuern-sei-dank.ch vor zwei Jahren auf. Jetzt hat sich die katholische Kirche im Kanton Luzern angeschlossen. Luzern investiert in das Projekt rund 70’000 Franken und in die begleitenden Massnahmen weitere 80’000. Als nächster Kanton wird Aargau folgen.

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