Wie kann die Kirche Jugendliche auf dem Weg zur Berufsfindung begleiten? Dieser Frage war das Forum 2020 gewidmet, das die Arbeitsstelle Kirchliche Berufe (IKB) am 20. Januar im Luzerner Romerohaus durchführte. Referent war Michael Maas, Leiter des Zentrums für Berufungspastoral Freiburg im Breisgau.
Schon in der Ausschreibung des Treffens wurde verdeutlicht, dass es bei der Berufungspastoral nicht darum geht, junge Menschen in eine bestimmte Richtung zu drängen: «Es ist unsere Aufgabe, ihnen zu helfen, ihre eigene Berufung zu finden, ob zum Priester, zum Ordensleben oder in der christlichen Ehe.»
Wer Jugendliche auf diesem Weg begleite, dürfe nicht eigene Vorstellungen in den Mittelpunkt stellen. Denn: «Wir treten nicht an die jungen Menschen heran, weil wir etwas von ihnen wollen, sondern weil Gott einen Weg mit ihnen geht.»
Bei uns sollen die Jugendlichen erfahren, dass sie uns wichtig sind – ohne
Vorbedingungen. Dies war die Quintessenz der Tagung, an der 35 Ordensleute und Seelsorgende aus Pfarreien teilnahmen. Der Referent stützte sich öfters aus Aussagen von Papst Franziskus in «Christus
vivit/Christus lebt», dem päpstlichen Schreiben nach der Jugendsynode. Es ging vor allem um diese drei Kernaussagen:
Michael Maas betonte, dass diese Wahrheiten nicht bloss mit Worten zu verkündigen seien. Die Begleiter der Jugendlichen sollen sie durch ihr Verhalten erfahrbar machen.
Im Kontakt mit Jugendlichen hätten Hinweise auf kirchliche Berufe durchaus ihre Berechtigung. Die Schönheit dieser Lebensformen dürften «auf allen Kanälen» bekannt gemacht werden. Aber wie es in der erwähnten Ausschreibung der Tagung hiess, sollten die jungen Menschen dabei nicht überfahren und vereinnahmt werden. Zentrale Aufgabe der Berufungspastoral sei es vielmehr, ihnen bei der «Suche nach Lebensbewältigung» zu helfen: bei der Suche nach Sinn, nach ihrem Platz in Kirche und Gesellschaft und beim Finden von Werten. Dies unterstrich Maas.
Kirche in der Krise
Am Schluss der Tagung warf der Referent einen Blick auf die aktuelle Lage der Kirche, die in einer Krise stecke. Schon ein 13-Jähriger habe ihn einmal gefragt, warum er in einem Betrieb arbeite, mit dem es «nur bergab» gehe.
Michael Maas meinte, man dürfe die schwierige Situation der Kirche keineswegs verdrängen. Und mit Blick auf den «Synodalen Prozess» in Deutschland: «Ich hoffe, dass man dort auch über das spricht, was uns hoffen lässt – nicht nur über das Schwierige.»
Walter Ludin