■ 07.06.2016
Franz Zemp ist Seelsorger der kirchlichen Gassenarbeit Luzern. Er hat die Schulklasse von Slava Henzen und Christoph Steiger auf ihrem Rundgang durch die Gassechuchi am Geissensteinring 24 in Luzern geführt. | © 2016 Sibylle Peter
Regelmässig besuchen Schulen, Vereine und andere Interessensgruppen die GasseChuchi in Luzern, um Einblick in das Leben von sucht- und armutsbetroffenen Menschen zu erhalten. Wir haben eine 3. Sekundarklasse aus Ebikon auf ihrem Rundgang begleitet.
Die 16 Schülerinnen und Schüler der 3. Oberstufenklasse von Slava Henzen sitzen im Halbkreis inmitten des Speisesaals der GasseChuchi. Mit dem Bus sind sie an diesem Freitagmorgen früh von Ebikon nach Luzern gefahren und haben bei Regenwetter die rund 15-minütige Strecke vom Bahnhof zur GasseChuchi am Geissensteinring 24 zu Fuss hinter sich gebracht. Nun hören sie den Ausführungen von Franz Zemp interessiert zu.
Die Gassenarbeit in Luzern
Franz Zemp ist in einem Teilpensum als Seelsorger beim Verein «Kirchliche Gassenarbeit Luzern» tätig. In dieser Aufgabe begleitet er Menschen auf der Gasse in Krisensituationen, organisiert Abschiedsfeiern und auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört zu seinem Job. So berichtet er auch an diesem Morgen – gespickt mit Geschichten und Erlebnissen von und mit suchtbetroffenen Menschen und mit Hilfe einer Folienpräsentation – wie die Gassenarbeit in Luzern entstanden ist, welches ihre Hauptaufgaben sind, und welche Ziele sie hat.
«Zentral wichtig ist es uns, die Menschen zu unterstützen, damit es ihnen gelingt, ein Leben in Würde führen zu können», meint Zemp.
Dies zeigt sich 1:1 auch auf dem anschliessenden Rundgang durch das Haus: Hier gibt es eine Duschmöglichkeit, Regale mit frisch gewaschenen Kleidern oder auch einen Raum, wo eine medizinische Grundversorgung angeboten werden kann. Eindrücklich ist auch der Besuch der Räume der «Kontakt- und Anlaufstelle», wo Suchtbetroffene ihre mitgebrachten Drogen unter Aufsicht konsumieren können.
Ein berührender Film
Ein weiteres Kernstück der Informationsveranstaltung ist der Film «Leben mit Sucht». Hier kommen suchtbetroffene Menschen zu Wort. Ein von seiner Sucht gekennzeichneter Mann richtet sich darin an die Zuschauer und meint: «Es ist es nicht Wert. Der erste ‹Kick›, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Aber es wird nie mehr so wie es bei diesem ersten Mal war. Alles Weitere ist ein vergebliches Jagen nach diesem Gefühl.»
Die Jugendlichen zeigen sich betroffen von Aussagen im Film wie etwa jenes Mannes, der bedauert: «Ich konnte noch nie in die Ferien fahren konnte wegen meiner Sucht.» Sehr berührend ist für die Schülerinnen und Schüler auch die Schilderung eines Familiendramas, bei dem ein Vater in die Drogenszene kommt, nachdem sein Kind bei einem Verkehrsunfall gestorben ist und die Mutter sich das Leben genommen hat.»
Matthias Bättig