■ 31.01.2019
Sie setzen ihre Träume um: Andrea Moresino, Ursula Hildebrand, Thomas Z'Rotz und Beat Zemp (von links), die Gäste am Themenabend der Fachbereiche (von links). | © 2019 Dominik Thali
Manche träumen sich durchs Leben und trauern fortwährend Versäumtem nach. Andere setzen ihre Träume um und schöpfen mitunter aus dem Scheitern neue Energie. Der Themenabend «Lebens(t)räume» der Fachbereiche der Landeskirche bot vier vertiefende Einsichten dazu. Mindestens.
«Um zu träumen, muss ich nichts können», sagt Thomas Z’Rotz. «Träume verleihen aber auch enorm Energie.» Er weiss es aus Erfahrung: Trotz seiner angeborenen körperlichen Behinderung hat Z’Rotz Karriere bis zum Wirtschaftsinformatiker gemacht und eine Familie gegründet. Heute hilft er Menschen, über das Netzwerk «Persönliche Zukunftsplanung», ihre Vorstellungen vom Leben umzusetzen.
Für die Schauspielerin und Regisseurin Ursula Hildebrand ist es die Bühne, auf der Träume zumindest «theaterspielend Wirklichkeit werden» können – und manche Menschen durch die Kraft des Spielens ebendiese auch für das Leben auf dem Alltagsboden entdecken. «Immer wieder anzufangen» gehöre zu ihrem Leben, sagt Hildebrand, die ihren Traum, «die Intensität des Lebens nicht [zu] verpassen», auch lebt.
«Mit wenig glücklich sein»
Thomas Z’Rotz und Ursula Hildebrand waren zwei der Gäste am Themenabend «Lebens(t)räume» der Fachbereiche (siehe Kasten); zwei weitere sassen neben ihnen auf der Bühne und führten durch Ateliers, die sich neue Lebensräume erschliessen, indem sie die Träume davon einfach umsetzen. «Neues entdecken wollen, Begeisterung teilen und sich von Hindernissen nicht abschrecken lassen»: Das will Beat Zemp, der mit seinem Verein Mastermusic die grosse Welt ins kleine Ballwil holt und dort auf die Bühne bringt. Andrea Moresino hat mit ihrer Familie dreieinhalb Jahre in Bogotà, der Hauptstadt Kolumbiens gelebt; in einem Viertel, auf dem sich 22’000 Menschen auf einen Quadratkilometer drängen. Wie man mit wenig glücklich sein und das beste daraus machen könne, dies nehme sie aus Moresinos Atelier mit, sagte eine Besucherin.
Wie sie liessen sich um die 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Brauiturm Hochdorf von den Eindrücken, Antworten und Bildern bereichern, die der Abend bot. Statt ihres Namens hatten sie zu Beginn ihren eigenen Lebenstraum aufs Schildchen notiert und dieses an die Brust angeheftet, daran liess sich in den Gesprächen anknüpfen. Und darüber nachdenken zu den traumtänzerischen Klängen, mit denen Jasmin Zihlmann am Flügel den Abend einrahmte.
«Scheitern ist geil»
Sie habe beeindruckt, «was wirklich möglich ist, wenn man einen Herzenswunsch hat», meinte eine weitere Besucherin, die damit auf die ungebrochene Lebensfreude von Thomas Z’Rotz anspielte. Slampoet Valerio Moser lieferte zum Schluss die Anleitung dazu – rasant, humorvoll und aber auch tiefgründig: Herausfinden, wer und was man selber ist und will und etwas dafür tun.
Will heissen: «Man muss bei sich selber anfangen, wenn man seinen Lebenstraum verwirklichen will.» Und es wagen, auch mal zu scheitern. Denn: «Scheitern ist geil», findet Moser, «Scheiterer», im Scheitern habe er nämlich «viel Erfahrung». Der Weg zum Glück ist für ihn nicht der gradlinige. Vielmehr gilt: «Menschen, die Scheitern zulassen, sind Menschen, die Umwege in Kauf nehmen. Sie entdecken unterwegs dafür Neues.»
Dominik Thali
Und wovon träumen Sie? Fachbereichsleiter Gregor Gander beim Verteilen der Namensschilder, auf die der eigene Lebenstraum zu notieren war. | © 2019 Dominik Thali
Vier Einblicke in vier ganz unterschiedliche Leben: Fachbereichsleiter Gregor Gander (links) im Gespräch mit Thomas Z'Rotz, Ursula Hildebrand, Andrea Moresino (mit Mikrofon) und Beat Zemp. | © 2019 Dominik Thali
Träume theaterspielend Wirklichkeit werden lassen: Schauspielerin und Regisseurin Ursula Hildebrand (Mitte) holte ihre Ateliersteilnehmerinnen und -teilnehmer gleich auf die Bühne. | © 2019 Dominik Thali
Mit wenig glücklich sein und daraus das Beste machen: Andrea Moresino erzählte von ihren Erfahrungen in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotà. | © 2019 Dominik Thali
«Sich von Hindernissen nicht abschrecken lassen»: Veranstalter Beat Zemp bringt (auch) grosse Kultur ins kleine Dorf Ballwil. | © 2019 Dominik Thali
«Um zu träumen, muss ich nichts können»: Thomas Z'Rotz erzählte in seinem Atelier von seinem Leben mit einer körperlichen Behinderung. | © 2019 Dominik Thali