Die Eschenbacher Zisterzienserinnen: das Irdische regeln, auf Gott vertrauen

Wie bereitet sich eine Ordensgemeinschaft auf ihr Ende vor? Die Zisterzienserinnen von Eschenbach haben eine Stiftung gegründet, die für sie bis zum Tod der letzten Schwester sorgt. Und sich danach um die Klosteranlage kümmert.
Das Kloster Eschenbach aus der Luft. Seine Geschichte reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. © 2019 Joe Kaeser

Als Äbtissin Ruth Nussbaumer (72) vor 30 Jahren ins Kloster eintrat, zählte dieses 36 Schwestern. Heute sind es noch 8, sie ist die jüngste, die Seniorin 86. Fest steht: Mit dem Ableben der letzten Schwester geht der Konvent zu Ende. «Wir können keine Novizinnen mehr aufnehmen, das wäre unverantwortlich, weil altersmässig zu viele Generationen dazwischenlägen», sagt Äbtissin Ruth.

Bekannt fürs Kunsthandwerk

Als sie im September 2016 in dieses Amt gewählt wurde, übernahm sie damit auch die Aufgabe, das Ende des Zisterzienserinnen-Konvents von Eschenbach vorzubereiten. Dessen Geschichte reicht über 700 Jahre zurück. Mitte der sechziger Jahre erreichte das Kloster mit 54 Schwestern seinen Höchstbestand. Bekannt ist die Gemeinschaft für ihr Kunsthandwerk wie kirchliche Gewänder, Paramente, Kunstkarten und Kerzen. Die Kraft der Schwestern reicht aber nicht mehr aus, um etwa die früher in viele Pfarreien gelieferten Osterkerzen zu gestalten.

Seit Anfang Jahr steht jetzt fest, wie es in Eschenbach weitergeht: Mit Zustimmung des Diözesanbischofes, des Vaterabtes sowie des Vatikans wurde im Dezember eine kirchliche Stiftung gegründet, die für die Schwestern sorgt, sich um den Betrieb und Unterhalt der Klosteranlage kümmert und sicherstellt, dass diese «auch später wenn immer möglich durch eine Institution des römisch-katholischen Kultus genutzt wird», wie es in der Urkunde heisst. Dafür verantwortlich ist ein Stiftungsrat unter der Leitung des Zuger alt Regierungsrats Paul Twerenbold (73), der das Kloster schon seit 2002 ehrenamtlich in Rechts- und Wirtschaftsfragen berät. Die Mitglieder werden von Vinzenz Wohlwend, dem Vaterabt der Zisterzienserkongregation von Mehrerau in Bregenz am Bodensee, ernannt. Eschenbach, wiewohl eine rechtlich selbständige Abtei, gehört nebst 20 weiteren Klöstern zu dieser Kongregation.

«Im weltlichen Sinn gehört das Kloster damit jetzt der Stiftung, die Urkunde stellt aber sicher, dass der Vaterabt seinen Einfluss wahren kann. Er wird später auch an die Stelle des heutigen Konvents treten, soweit für wichtige Entscheide Genehmigungen erforderlich sind», erklärt Twerenbold. Kirchenrechtlich behält der Bischof von Basel das Sagen. Paul Twerenbold, Äbtissin Ruth und Priorin Christa Ineichen bilden die Geschäftsleitung der Stiftung.

«Wir sind sesshaft»

Könnten die Schwestern nicht einfach in ein anderes Kloster ziehen, etwa ins nahe Frauenthal im Kanton Zug, ebenfalls ein Zisterzienserinnen-Konvent? Die Frage liegt mit Blick von aussen auf der Hand, das Kloster tritt darauf aber nicht ein. Eschenbach sei ein geschlossenes Kloster, sagt Äbtissin Ruth. «Wir sind sesshaft.»

Der Klostergemeinschaft gehe es freilich keineswegs nur darum, sich von Verwaltungsaufgaben zu entlasten, betonen sie wie Paul Twerenbold. «Wir wollen das Ende des Konvents bewusst gestalten», sagt die Äbtissin. Das Kloster begann deshalb beispielsweise schon vor sechs Jahren, ein Inventar seiner Kulturgüter zu erstellen und diese in einer Datenbank zu erfassen. «So sichern wir das Wissen über unsere Zeit hinaus», sagt Äbtissin Ruth. Vor einem Jahr gab der Konvent zudem eine umfassende Geschichte der Abtei in Auftrag, die 2022 erscheinen wird.

Wirtschaftlich kann sich das Kloster laut Twerenbold nicht mehr selbst finanzieren; Spenden tragen es mit. Was das Klostergut alles umfasst – Landwirtschaft, Wald, Land – lässt es nicht verlauten. Paul Twerenbold betont aber, mittel- und langfristig müsse daraus «unbedingt mehr Ertrag» erwirtschaftet werden, um den Betrieb und Unterhalt der Anlagen sicherzustellen.

«Froh über die Entlastung»

Paul Twerenbold ist bewusst, dass es dereinst nicht viele in Frage kommende Interessenten dafür geben wird, zumal weitere Ordensgemeinschaften vor dem Ende stehen. Der zentrale Standort und der gute Gebäudezustand seien allerdings für Eschenbach ein Vorteil. Sorgen darum macht sich die klösterliche Geschäftsführung nicht. «Wir können nicht jetzt schon nach einer neuen Nutzung Ausschau halten, wenn wir nicht wissen, ob es bis dahin 10 oder 15 Jahre dauert», sagt Paul Twerenbold. Äbtissin Ruth ist erst einmal froh, «dass die Stiftung uns Schwestern entlastet». Was später komme, lasse sie auf sich zukommen. «So viel Gottvertrauen haben wir.»

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