■ 07.08.2019
Ein Copilot im Gespräch mit Vater und Tochter (Symbolbild) | © Caritas Luzern
Beim Start in die Schulzeit muss eine Familie viel Neues bewältigen. Das ist für viele Eltern eine Herausforderung. In Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern führt die Caritas Luzern das Projekt «Copilot» durch: Freiwillige unterstützen Eltern beim Schuleintritt ihrer Kinder. Davon profitieren alle.
Viele Kinder starten mit gemischten Gefühlen
in den Kindergarten oder in die Schule: Da ist die Freude auf das Neue, aber
auch die Angst vor dem Unbekannten. Auch für die Eltern stellt der erste Kindergarten-
oder Schultag oft eine Herausforderung dar.
So erging es vor einem Jahr auch den Eltern von Jasmin* (8), Selma* (5) und David* (3). Die Familie lebt erst seit zwei Jahren in der Schweiz, kennt das hiesige Schulsystem noch nicht gut und steht manchmal auch bezüglich der deutschen Sprache vor Hürden. Das führt immer wieder zu Unsicherheiten und offenen Fragen. Wie alle Eltern wollen jene von Jasmin nur das Beste für ihr Kind – doch wie schaffen sie das?
Gerechte Chancen
Seit letztem Herbst besucht Daniel*, der als
Versicherungsberater tätig ist, die Familie alle zwei Wochen, um ihre Fragen
zum Schulalltag zu beantworten. Daniel und weitere freiwillige Mentorinnen und Mentoren
setzen sich in der Stadt Luzern für gerechte Chancen für Kinder aus benachteiligten
Familien ein und fördern deren Integration in die Gesellschaft. Die Caritas
Luzern betreibt das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern für das
Einzugsgebiet der Schulhäuser Ruopigen, Grenzhof, Rönnimoos und Fluhmühle.
Bei seinem ersten Besuch merkte Daniel schnell, wie gross die Bandbreite an Fragen von Jasmins Eltern ist: Es beginnt damit, dass in einem Brief der Lehrerin steht, dass «Finken» mitgebracht werden sollen. Gemäss Google ist der Fink ein Vogel. «Wieso müssen wir einen Vogel kaufen?», fragen sich die Eltern verwirrt. Sie stossen bald auf weitere Herausforderungen: «Wo bekommen wir einen günstigen Schlafsack für die Übernachtung im Schulhaus? Was ist der Samichlaus? Wofür sollen wir ein Elterngespräch oder einen Elternabend besuchen? Welche weiteren Rechte und Pflichten haben wir als Eltern? Wo gibt es kostenlose Freizeitangebote? Was ist ein gutes Znüni?»
Gegenseitig profitieren
Daniel erklärt den Eltern Briefe und Formulare, bespricht Unklarheiten und sucht gemeinsam mit ihnen nach Lösungen. Nicht nur die Familie lernt etwas Neues dabei, auch Daniel profitiert von seinem freiwilligen Engagement. Er nutzt seine kreative Ader und erklärt mit Zeichnungen oder Gestik schwierige Wörter. Für den weit gereisten Freiwilligen ist es spannend, hier in der Schweiz einen Einblick in eine neue Welt zu erhalten. Und er bewundert die Geduld, welche die Eltern, die wenig soziale Kontakte und finanzielle Mittel haben, aufbringen, um den Alltag mit ihren drei Kindern zu bewältigen. Daniel merkt an: «Ich selber habe keine eigenen Kinder. Der Kontakt zur Familie bereichert mein Leben.»
*Name geändert
Caritas Luzern, Janina Fazekas