■ 03.07.2017
Fatima Pereira fasst über ein Praktikum im Manor-Restaurant in Luzern wieder Tritt in der Arbeitswelt. | © 2017 Roberto Conciatori
Menschen ohne Arbeit oder einer anderen Benachteiligung erhöhen über ein Praktikum in der Wirtschaft ihre Chancen auf eine neue Stelle. Wie Fatima Pereira, die sich zurzeit mit Unterstützung der Caritas in der Gastronomie fit macht. Solche Chancen kann auch die Kirche bieten.
«Frau Pereira backt Kuchen wie ein Herrgott.» Maria Kienholz ist von ihrer Klientin begeistert. Als das Regionale Arbeitsvermittlungzentrum (RAV) die bald 50-jährige Fatima Pereira bei der Caritas Luzern für ein Praktikum anmeldete, suchte ihre Betreuerin Maria Kienholz deshalb auch in der Gastronomie – und fand in der Patisserie des Restaurants im Warenhaus Manor in Luzern eine Stelle. Hier macht sich Fatima Pereira zwei Monate lang fit, um ab August eine Weiterbildung besuchen zu können. Die bald 50-jährige Frau war 1993 aus der Dominikanischen Republik in die Schweiz gekommen und ist inzwischen Horwerin. Im Herbst verlor sie nach 22 Jahren ihre Stelle in einem technischen Unternehmen, weil dieses die Produktion nach Fernost auslagerte. Einen Beruf hatte Pereira nicht gelernt, und aufgrund ihres Umgangs in der Fabrik spricht sie besser Italienisch als Deutsch. Eine schwierige Ausgangslage – aber die Tätigkeit bei Manor gibt ihr neuen Mut.
Auch der Arbeitgeber profitiert
Caritas Luzern vermittelt wie das SAH (siehe Kasten) Praktika für Stellensuchende in viele Branchen, pro Jahr um die 50. Diese sind sehr unterschiedlich, wie David Jund erklärt, Leiter Bildung und berufliche Integration: 20 bis 60 Jahre alt, die meisten sind beruflich gering qualifiziert, schon sehr lange ohne Arbeit, und etwa die Hälfte kommt aus einem anderen Land. Praktikumsstellen zu finden und mit den Arbeitgebern den Kontakt zu pflegen sei «eine anspruchsvolle Vernetzungsarbeit», sagt David Jund. «Mit unverbindlichen Anfragen, informativen Auskünften vor Ort und einer unkomplizierten und unterstützenden Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern habe Caritas bis jetzt genügend Stellen gefunden.» Zu diesen könnte auch die Kirche gehören, findet David Jund. Er könnte sich hier Praktika am ehesten im Bereich Hauswartung vorstellen.
Manor wiederum macht gute Erfahrungen mit RAV-Praktika. Fatima Pereira ist schon die dritte Person, die unter der Leitung von Priska Huber, Gerantin des Manor-Restaurants, ein Praktikum im Restaurant Manora absolviert. Es sei doch «nur fair, Menschen eine Chance zu geben, sich in die Arbeitswelt zu integrieren oder die Chance auf eine Arbeitsstelle durch ein Praktikum zu erhöhen». Es profitiere aber auch der Arbeitgeber, findet Priska Huber, wenn der Praktikant oder die Praktikantin am richtigen Ort eingesetzt werde und motiviert sei. «Dann ist es keineswegs eine Last, sondern kann eine sehr grosse Unterstützung sein.»
Dominik Thali